· 

Warum Mädchen Hexenzauber dringender brauchen

 

 

Feen und Hexen können, was ich und du nicht können (oder doch?): Zaubern. Aus der Mädchenwelt sind sie neben Prinzessinnen kaum wegzudenken - und das nicht erst seit der rosa Welle. Viele von uns sind mit den zauberhaften Schwestern von Charmed groß geworden. Bei Balthasar denken wir nicht als erstes an die Heiligen drei Könige, sondern an den Seriendämon. Was fasziniert Mädchen eigentlich so an der Hexerei, und warum sie für Jungs nicht so spannend?


Kürzlich im Bus hörte ich hinter mir zwei ca. 8jährige Mädchen schwärmen über eine Theateraufführung, bei der es um Feen ging. Sogar den Feengruß hätten sie sich gemerkt, wurde betont, und prompt dem Vater vorgeführt. An der Bushaltestelle schwebten die beiden mit dem Vater feengleich aus dem Fahrzeug und ich konnte beobachten, wie sei weiterhin ganz in Feenmanier dahinschritten und allerhand verzauberten.

Feen, Prinzessinnen und Hexen (hübsche natürlich) lassen beinahe jedes Mädchenherz höher schlagen. Auch meines. Ich war/bin bekennender Hexenfan. Von jeder Fernsehserie, in der Frauen über magische Kräfte verfügen, fühlte ich mich seit jeher angezogen. Nicht so sehr von den graußlichen  Exemplaren (wie Blair Witch Project), wo es einfach nur um das Feindbild der bösen Hexe geht, sondern die andren, die sich bei der Hausarbeit, den Schularbeiten oder beim Bekämpfen von Dämonen mit Zauberei weiterhelfen.

 

Auf die "bezaubernde Jeannie" folgte "Verliebt in eine Hexe", "Sabrina, total verhext", "Charmed - Zauberhafte Hexen", der Spielfilm "Zauberhafte Schwestern" mit Nicole Kidman und Sandra Bullock und sogar die beiden Spielfilme zu Bibi Blocksberg haben es mir (auch noch als Erwachsene) angetan.

 

Sogar meine Doktorarbeit wollte ich mal über neu-heidnische Pädagogik schreiben, da es doch einige Wicca in unsren Breitengraden gibt, und überhaupt: Wer von euch hat noch nie Karten gelegt?

 

Und sicher zaubern Burschen auch. Aber warum ist dieser ganze Hokuspokus so spannend für Mädchen/Frauen? Und ich attestiere jetzt mal Frauen generell einen stärkeren Hang zur Esoterik. Aber warum?

Wieso stehen Hexenkunst und Zauberei bei weiblichen Wesen so hoch im Kurs?


Hexen dürfen alles.

Schaut mensch sich die Kultur- und Religionsgeschichte ein bisschen genauer an, dann fällt auf, es gibt da ein Feinbild, das sich durchzieht: Die böse Frau.

 

Die böse Frau tut all das, was eben die gute, brave, gesittete Ehefrau nicht tut.

 

Das lässt sich sogar kurz und knapp in zwei Themenbereiche zusammenfassen:

Böse Frauen verzichten aufs Muttersein, haben dafür Sex

Böse Frauen sind wolllüstig, gehen ihren eigenen sexuellen Wünschen nach, halten sich nicht an Monogamie und schon gar nicht an einen Bund der Ehe. Sie verführen auch gerne junge oder verheiratete Männer wie es ihnen passt. - Gleichzeitig haben sie nichts mit Mutterschaft am Hut.

 

Das Muttersein machte schlechthin von jeher das Frausein aus, ist quasi die Essenz der Weiblichkeit - aber böse Frauen halten davon nicht viel. Sie werden Müttern und Kindern sogar gefährlich: Sie sind verantwortlich für Schwangerschaftskomplikationen, Tod im Wochenbett, plötzlichen Kindstod, Missbildungen. Aber natürlich nicht in echt. (Über die "Erfindung" der Mutterrolle habe ich hier mehr geschrieben.)

Dämoninnen sind also im Endeffekt die Horrorversion für die/der gute/n Frau.

Solche bösen Frauen existieren in der religiösen Vorstellungswelt, in der Mythologie und in den Ängsten der Menschen. Sie tauchen in der Zeit vor den großen monotheistischen Religionen auf in Gestalt von Dämoninnen - Lamia, Lamastu und Lilith.

 

Lilith, die erste Frau Adams (babylonisches Talmud) ist die Vorlage für zahlreiche Dämoninnen rund um den Globus die Sex, aber keine Kinder (bzw. ihnen an den Kragen) wollen. In einer Studie von Dorothee Pielow weist diese sogar 45-Lilith-artige Dämoninnen nach. Und die kommen praktisch überall vor - in Groß Britannien, Malaysien, der arabischen Welt,...


Dämoninnen sind also im Endeffekt die Horrorversion für die/der gute/n Frau. Alles was sie nicht sein will/soll. Und das zu einem schon sehr frühen Zeitpunkt der Kulturgeschichte.

Die Konsequenz: Dämoninnen werden in den Mythen verbannt, wahnsinnig, getötet, verwandeln sich in Tiere - die ganze Palette. Aber gut geht es nie für sie aus.

 

Im Mittelalter finden sich dieselben Kriterien für böse Frauen dann wieder bei den Hexen. Denen werden jetzt allerdings im realen Leben diese Verbrechen zugeschrieben. Kein Wunder, dass sie auf dem Scheiterhaufen landen.

 

Das Thema Mutterschaft wird bei den Hexen erweitert um Fruchtbarkeit. Egal ob die Ernte ausfällt, die Kühe oder die Wöchnerinnen keine Milch geben, die Männer keinen hoch bekommen: Die Hexen sind schuld. Allerdings werden sie von der Kirche nur als minderbemittelte Ausführende gehandhabt, denn eigentlich steckt der Teufel dahinter, der den Hexen sagt, was sie zu tun haben - z.B. Kinder im Mutterleib zu töten oder aus Neugeborenen Salbe herzustellen. Das führt natürlich auch dazu, dass ein ganzer Berufsstand (Hebammen) in Gefahr läuft, ebenfalls dem Scheiterhaufen geweiht zu sein. Hexen wird genau wie den Dämoninnen jede Form von Mütterlichkeit abgesprochen, stattdessen würden sie alles tun, um der Natur ins Handwerk zu pfuschen.

 

Das Sexuelle, dass die Dämoninnen auszeichnete, kommt aber auch bei der Hexe wieder durch. Sie wird unter anderem als "Teufelshure" bezeichnet und sofern sie als junge Hexe abgebildet wird, ist sie nackt.

Old Witch House, Salem, Mass., cor. Essex and North Sts., built 1631

„[Die Hexe] verkörperte die Umkehr weiblicher Rollennormen: statt zu schützen und zu nähren, vergiftete und tötete sie. Sie war die Kinderfresserin, die selbst nicht gebären konnte.“

(Ahrendt-Schulte 1994, S. 19).


Böse Frauen sind kompetent und mächtig

Zur Zeit der Hexenverfolgung waren Männer nicht gerade sonderlich amused, wenn mal eine Frau etwas auf dem Kasten hatte. Und viele der sogenannten Hexen, kannten sich eben gut aus mit allerlei Kräutern und dergleichen. Schließlich steckte die Medizin ja auch noch in den Kinderschuhen. Alle Vorgänge rund um Geburt waren bis dato reine Frauensache. Aber das kann natürlich nicht sein. Frau und Kompetenz geht gar nicht. Insofern wurde immer mehr versucht den Wirkungsbereich von Frauen einzuschränken (wodurch sich auch die "moderne" Gynäkologie entwickelte, die männlich besetzt ist.) Da verwundert es auch wenig, wenn hunderte Jahre später Frauen noch immer vom Studium auf der Uni abgehalten wurden mit dem Argument: Das Gehirn ist zu klein bzw. die Gebärfähigkeit würde durch den Wissenserwerb zurückgehen...

 

Den streitsüchtigen, fluchenden Frauen, die sich dem lieben Gott und dem Ehemann im Mittelalter nicht unterordnen wollten, wurde gleich das Hexentum unterstellt; denn das entspricht einer "verkehrten Welt" - nicht so, wie es die Herren gerne gehabt hätten. Die "verkehrte Welt" zeigte sich dann auch in der Kunst von damals. Die Hexen liefen gerne mal auf den Händen und wurden von hinten abgebildet (natürlich vorzugsweise nackt).

 

Nun gut, wer aber selber Macht anstrebt und auch noch über ein bisschen Grips verfügt, ist offensichtlich gefährlich und muss verbrannt werden. Diese Ansicht hat sich bis heute gehalten. Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen und so gar nicht auf braves Weibchen machen, werden auch heute noch immer wiedermal als Hexen beschimpft - und zwar medial relativ lautstark. In den letzten Jahren waren das z.B. Courtney Love, Yoko Ono und Margaret Thatcher - zu deren Tod sogar noch das Lied "Ding Dong, the witch is dead" in den Charts nach oben schoss. Von der realen Hexe, die ja wirklich was im Köpfchen hatte, bleibt also öffentlich nur mehr das Grausame, das ihr zugeschrieben wurde.

Hexen sind keine Klischee-Frauen

...deswegen werden sie auch bestraft. (Eine die als Hexe beschimpft und gesellschaftlich geächtet wird ist Courtney Love - obwohl sie sich ja nicht sonderlich in ihren Ambitionen von ihrem verstorbenen Ehemann Kurt Cobain unterscheidet. Hier hab ich mehr dazu geschrieben.)

Das Motiv von wegen Sex und Nicht-Mutterschaft (bzw. auch Kindstötung) zieht sich dann noch ein bisschen fort in der Kulturgeschichte hin zu den Vampirinnen und zur Femme fatale. Mittlerweile ist ja schon beides möglich: Sex nach Lust und Laune und Nicht-Muttersein. Vielleicht ist deshalb das Zaubern für Mädchen wieder in Mode?

Wer keine Muskeln hat muss zaubern...

Da hätten wir also die viel bestraften Hexen des Mittelalters, die vermutlich gar nicht so wirklich Zauberei betrieben haben, aber wegen ihrer Eigenständigkeit einfach auf dem Scheiterhaufen gelandet sind. Und dann wären da noch Phoebe, Prue und Piper, Bibi Blocksberg, Sabrina und Co. Die sind absolut nicht gefährlich (ok, die charmed-Schwestern schon, aber die haben auch "natürliche" Hexenfeinde), wollen auch niemand etwas streitig machen und so das wilde Sexleben haben sie auch nicht. Würden sie allerdings nicht zaubern, wären sie irgendwie...langweilig. Pferde kommen in den Geschichten nicht großartig vor, also muss ja irgendeine Art von Abenteuer da sein, damit sich das weibliche Publikum zumindest ein bisschen über emanzipierte Vorbilder freuen kann.

 

Doch wer zaubert da bei den Jungs? (Harry Potter nehm ich jetzt mal kurz aus, das ist ja ne ganze Parallelgesellschaft an Zauberern - wo, wohlgemerkt, die männlichen Zauberer doch eher die im Vordergrund sind). Also, wer zaubert bei den Jungs? Mir fällt jetzt auf die Schnelle kein magischer Junge/Mann ein (außer ein unheimlicher Mentalist). Warum? Meine These (dürft mich gerne widerlegen): Jungs brauchen nicht zu zaubern, die sind stark (oder hart im nehmen). Bart Simpson, Malcolm und seine Brüder, der Prinz von Bel Air, ja sogar seinerzeit Steve Urkel - alle sind in irgendwas besonders gut. 

 

Egal ob herausragende Intelligenz, das spielen von Streichen oder Rappen - auf jedenfall glänzen sie mit anderen Fähigkeiten als ihre weiblichen Pendants. Natürlich Hermine Granger (Harry Potter) und Lisa Simpson stechen auch heraus - aber als Streberinnen, die nie die Coolness und Popularität ihrer männliche Mitstreiter erreichen werden. Bei ihnen wird vor allem sichtbar, wie viel Aufwand hinter diesem Wissen steckt. Ein Steve Urkel oder die Nerds von Big Bang Theory hingegen, scheinen nie wirklich zu lernen.

 

Natürlich gibt es auch toughe Frauen, die ohne Zauberei auskommen (Dark Angel, Alias, Buffy). Aber gerade im Merchandise bei Kindern fällt der Unterschied zwischen magischer Glitzerwelt versus Technik bzw. Muckis auf. Ein Bob, der Baumeister ist kompetent. Eine Prinzessin Lillifee braucht keinen Finger zu rühren, die hat ja einen Zauberstab. Auch Käpt'n Sharky hat mehr Zunder im Hintern, als die verträumten Filly Pferdchen, die sich Anleihen sowohl bei Elfen, Feen und Hexen nehmen, als auch Fabelwesen wie Einhörner und Meerjungfrauen mit ihren Beinchen kombinieren. Ebenso bei Cars geht's um Kompetenz und echte hausgemachte Abenteuer. Eine Pipi Langstrumpf, Ronja Räubertochter oder Prinzessin Fantaghiro sucht mensch heute vergeblich. Richtige coole Abenteuer sind im Mainstream für Mädchen momentan nicht zu finden.

(Zumindest sind sie an mir vorüber gegangen. Und die Monsterhigh-Puppen naschen auch ein wenig an gruseligen, teils magischen Gestalten der Literaturgeschichte mit. Also auch irgendwie in Hexennähe).

Der Sonderfall Harry Potter, und all die andren Zauberer

Merlin, Dumbledor, Saruman, Gandalf, Voldemort, Harry Potter. Beachtlich sind sie, diese Zauberer. Die zaubern sich nicht einfach ein Schnitzel her und nennen ihren Besen "Kartoffelbrei". Diese Herren wissen was sie tun. Da ist nichts mit kindischem Klimbim. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum Zauberer für kleine Jungs nicht wirklich vorkommen. Männliche Zauberei ist kein Kinderspiel. Wer würde da auf die Idee kommen, die Milch rosa zu zaubern, weil's hübscher aussieht?

 

Eigentlich ist die männliche Zauberei auch nur eine Draufgabe auf die eh schon mächtigen Positionen, die sie einnehmen. Harry ist schon allein aufgrund seiner in die Wiege gelegten Feindschaft mit Lord Voldemort etwas Besonderes. Gandalf ist auch ohne Zauberkräfte ein respektabler Mann. Ebenso fällt bei Charmed auf, dass trotz der Macht der Drei die Magie, der überwiegend männlichen Dämonen nach wesentlich mehr Power aussieht (hallo Feuerbälle!?) und Wächter des Lichts mit ihrem Rat auch ziemlich Männer dominiert sind und ohnehin immer das letzte Wort haben.

 

Magie von Männern scheint eine Zusatzqualifikation von Macht zu sein. Magie von Frauen ist hingegen erst die Fähigkeit, die sie überhaupt qualifiziert. - Im Kosmos von Harry Potter erscheint keines der Mädchen (außer Hermine) je mit wirklich Profil gesegnet zu sein. Und Hermine ist vermutlich nicht ohne Grund Mensch und paukt wie blöde, um diesen Mangel wettzumachen. Könnte Hermine von Haus aus zaubern, würde die Hierarchie zwischen ihr und Harry wohl in die andre Richtung verlaufen. Mädchen brauchen aber scheinbar die Extraportion Zauber, um mal dort zu landen, wo Burschen längst auf Piratenschiffen, in schnellen Autos oder Flugzeugen unterwegs sind. Oder es einfach - frei nach Bob, dem Baumeister - ganz alleine "schaffen". Bei den Burschen/Männern macht ein bisschen Zauber das Kraut auch nicht mehr fett.

Magie verleiht uns Superkräfte, die uns im Alltag fehlt.

Warum sind diese Hexen, die ja geschichtlich so gebeutet wurden und die in der Kinder- und Jugendversion auch recht harmlos daherkommen, für erwachsene Frauen noch immer so attraktiv?

 

Auf Spurensuche für meine nie verfasste Doktorarbeit, habe ich einige "Hexen" aufgespürt. In der Wiener Mohrenapotheke waltet beispielsweise Sassa Marosi, Lady Purple, die dem Wicca-Kult angehört

"witch" cc-license by Alex

(der übrigens in den USA bereits eine offizielle Religion ist), lebt ebenfalls in Wien, das Merry Meet Festival findet auch immer irgendwo statt und es gibt grundsätzlich hunderte von Büchern über Wicca, Hexendasein und Paganism (Neu-Heidentum). Für einige Menschen sind Hexen also noch mehr als bloß Figuren aus Filmen oder Geschichtsbüchern. Prinzipiell auffällig ist die Begeisterung von Frauen für dieses Spektrum - no na, Hexen waren ja auch Frauen. Aber überhaupt der esoterische Sektor mit allem was er zu bieten hat an Praktiken scheint gut und gern angenommen zu werden.

Ich vermute dahinter Sehnsucht, Sehnsucht nach Macht. Damit meine ich keine riesengroße Macht, die Weltherrschaft gleich mit im Paket hat, sondern einfach die Macht, eigenmächtig das Leben zu bestimmen, Sicherheit. Ganz gleich, ob es um's Räuchern geht, ätherische Öle, Sprüche und Rituale, Kartenlegen oder Reiki - Menschen haben gerne die Dinge im Griff. Und kaum jemand hat so viele Dinge in den Griff zu kriegen wie Frauen. Haushalt, Elternpflichten, Beruf, die Organisation des Ganzen - können schon mal ganz schnell über den Kopf wachsen und Überforderung macht sich dann breit. Rituale strukturieren den Alltag, Struktur gibt Halt. Wo ich mich ohnmächtig fühle, kann ich mir Zusatzkräfte über esoterische Ansätze holen. Nicht umsonst wenden sich viele Frauen während der Schwangerschaft dieser Richtung zu. Ganz einfach weil alles in der Schwebe ist, und frau absolut nichts kontrollieren kann, weil der Körper allein sein Ding macht. Superkräfte sind dann gut, auch wenn eine nicht schwanger ist. Und für diese Superkräfte braucht es kein Laserschwert. Himbeerblütentee und Heublumensitzbäder tun es auch.

Wer Macht schon hat, braucht nicht zu zaubern

Nicht so attraktiv scheint das Thema für die Männerwelt zu sein. Vermutlich weil kein Bedarf besteht. Unabhängig von privaten Abmachungen, lasten die Erwartungshaltungen der Gesellschaft bei Männern nicht auf der Vereinbarkeit von mehreren Hochzeiten gleichzeitig. Zudem lernen Jungs von klein an, das ihnen ein bestimmter Platz gebührt; wird ihnen nicht eingetrichtert, ja nicht schwanger zu werden; müssen sie sich nicht überlegen, wie sie Familie und Beruf einmal vereinbaren werden. Außerdem stehen ihnen viele Vorbilder zur Seite, die stark, schlau, einfallsreich, schnell etc. sind. Sie haben gelernt, dass sie alles tun können, ohne am Scheiterhaufen dafür zu brennen. Statt Zauberei gilt DIY. Es wird schon irgendwie gehen.

Mächtige Frauen mit der Extraportion Power.

Sind Frauen mal in auffallenderen Positionen, stechen sie heraus (aus der Frauenmasse) werden sofort Wörter laut wie Frauenpower oder Powerfrau. Männer haben diesen Powerzusatz nicht. Keine Powermänner und keine Männerpower. Kling ungewohnt und bescheuert. Menpower bedeutet im Englischen auch Belegschaft oder Arbeitskraft, also quasi eh das Normale. Frauenpower scheint jedoch das Außergewöhnliche zu sein. Ebenso Girl Power. Die Power der weiblichen Bevölkerung scheint irgendwie mit einem anderen Maß gemessen.

 

Männer haben das also eh schon im Basispaket drinnen. Frauen brauchen scheinbar für das gleiche Maß aber eine extra Power oder einen Zauberstab. Denn nach Zauberei mutet dieser Zusatz von Stärke und Kraft ja an, wenn wir mal an das "schwache" Geschlecht denken, das sonst ja keinen Koffer alleine tragen kann, von ihren Hormonen nur so gebeutelt wird und überhaupt viel sensibler und emotionaler ist...Wie soll denn ein Mensch mit diesen "Lasten" dann ebenbürtig erscheinen? Eben: Mit der Extraportion Magie.

Zaubern als Empowerment

Wieso zaubern also vor allem die Mädchen (und Frauen)?

  • Die Figur der Hexe hat kulturhistorisch mit Macht, Kompetenz und Eigenwillen zu tun. Für viele erwachsene Frauen sind Hexen deshalb Vorbilder.
  • Zauberei bzw. Magie macht das Leben von Fernseh- und Spielzeug-Hexen und Feen leichter. Und das ohne größe körperliche Anstrengung.
  • Dort wo Hierarchie-Schieflagen und Rahmenbedingungen unterschiedlich sind, kann die Zauberei von Sabrina und Co. Gleichberechtigung herstellen.
  • Dort wo sich erwachsene Frauen sich den Spielregeln von männlich dominierten Wirtschaftskreisläufen und Umfeldern entziehen möchten, um einen eigenen Weg zu finden, der näher bei ihnen liegt, kommt auch die Esoterik gerne ins Spiel; was nachvollziehbar ist.
  • Dort wo sich Mädchen und Frauen über Geschlechtergrenzen hinwegsetzen, wird sofort von der Extraportion Power gesprochen.

Sollen Mädchen das Zaubern nun sein lassen?

Nein. Aber es schadet vielleicht nicht, sich auch einmal darüber Gedanken zu machen, welche Funktion es erfüllt im Gegensatz zur "Jungs-Art", wie Dinge angegangen werden. Gleichzeitig wünsche ich mir für Jungs mehr Freiheit, sich auch mal "nur" den Zauberstab zu schnappen und in der Hexenküche ein paar Kräuter zu mischen, anstatt immer mit vollem Körpereinsatz dabei sein zu müssen. Natürlich erfordert die "wahre" Hexenkunst eine Menge Kompetenz, aber in Prinzessin-Lillifee-Manier sehe ich diese nicht so stark repräsentiert (darum sag ich auch mal salopp "nur" den Zauberstab in die Hand nehmen).

 

Für heranwachsende junge Menschen sollten wir allerdings auch Problemlösungsmöglichkeiten bereit halten, die über die Strategie der Zauberei hinausgehen.

 

Und Erwachsene sollten sich Fragen, ob "Powerfrauen" wirklich so etwas Exotisches sind und was allein die Betonung dieser Superkraft mit den Frauen macht. Sprache schafft ja Wirklichkeit, wie wir wissen.

 

Ansonsten hätte ich gern mal ein paar Vorschläge für "Power"-Riegel auf denen Witch-Craft  und Frauenpower steht.

 



Und, warst du mal Hexe, Zauberin, oder bist es heute?


Hat dir der Artikel gefallen? Dann melde dich für den Newsletter an. Du kannst mir außerdem auf Facebook folgen.

Das interessiert mich besonders:

Mehr rosa/hellblau...